19.12.2020
Die dritte Ausgabe des DEFA-Journals LEUCHTKRAFT ist erschienen und steht auf der Website der DEFA-Stiftung kostenfrei als pdf-Datei zur Verfügung.
Das Heft enthält Beiträge zur DEFA-Geschichte und Arbeit der DEFA-Stiftung. So reflektiert Evelyn Hampicke in einem Essay die „DEFA-Lederjacke im Wandel der Zeiten“, Thomas Kuschel schreibt über die vergessenen Kinderspielfilme aus dem DEFA-Studio für Dokumentarfilme, Günter Jordan über die Geschichte der AFFAIRE BLUM. Die neue akademische Direktorin der DEFA Film Library, Mariana Ivanova, stellt sich und ihre Arbeit vor. Mehrere Beiträge widmen sich vor kurzem digitalisierten DEFA-Produktionen: Daniela Dahn blickt nach 30 Jahren auf den Film ZEITSCHLEIFEN – IM DIALOG MIT CHRISTA WOLF (Karlheinz Mund, 1990/91) zurück, Claus Löser betrachtet das Werk Petra Tschörtners und Ralf Schenk spürt der Entstehungsgeschichte von KLK AN PTX – DIE ROTE KAPELLE (Horst E. Brandt, 1970) nach. Einblicke in die DEFA-Geschichte gewähren auch Christa Müller und Günter Agde mit ihren Beiträgen über Slatan Dudow und seinem Werk. Jeanpaul Goergen widmet sich den DEFA-Zeitkinos in Berlin und Leipzig in den 1950er-Jahren. Jörg Foth blickt auf seine Assistenz bei Bernhard Wicki zurück. Akiko Hitomi und Evelyn Schmidt erinnern sich an ihre Arbeit für die japanisch-west-/ostdeutsche Filmproduktion DIE TÄNZERIN (Masahiro Shinoda, 1988/89). Klaus-Dieter Felsmann reflektiert sein Interesse an den DEFA-Gegenwartsfilmen, das zur Veröffentlichung des Buchs „Inszenierte Realität“ in der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung führte. Ein transkribiertes Interview zwischen Paul Werner Wagner und DEFA-Regisseur Herbert Ballmann (1924–2009) bietet einen Vorgeschmack auf zwei Interview-Bände mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Gesprächen mit DEFA-Filmschaffenden, die Paul Werner Wagner (Quintus-Verlag) und Knut Elstermann (be.bra-Verlag) in den vergangenen Jahren führten. Beide Publikationen sollen 2021 als Teil der Schriftenreihe der DEFA-Stiftung erscheinen.
26.11.2020
Prozessphilosophische Essays über die Kontinuität bzw. Diskontinuität menschlichen Lebens zu anderen Lebewesen und welche Bedeutung daraus für seine Zukunft folgt…
Ab sofort ist mein neues Buch erhältlich, das ich gemeinsam mit Spyridon Koutroufinis herausgebe. Im Sammelband kommen Autoren aus verschiedenen prozess- und biophilosophischen, anthropologischen und kulturwissenschaftlichen Diskursen zusammen, um über die Frage zu diskutieren, was den Menschen zum Menschen macht, wenn man von seinem prozessualen Wesen ausgeht und von seinen intuitiven, d. h. kreativen und lebensnahen, aber ebenfalls von den intellektuellen, d. h. symbolischen und technologischen Aktivitäten, mit denen er seine Beziehungen zur Umwelt, anderen Lebewesen und sich selbst gestaltet.
26.11.2020
Dieser feuilletonistische Kommentar entstand auf der Grundlage eines Gastvortrags an der Universität Vechta am 26. November 2020 im Rahmen eines Einführungs-Seminars »Michel Foucault: Wissen und Macht« (Dr. Manuel Clemens) und ist begleitet von der Frage, ob und wie popkulturelle Erzeugnisse und insbesondere der Film einen Einstieg in die Foucault-Lektüre, u. a. zu Themen wie Macht-Mechanismen, Subjektivierung und Heterotopien begleiten können.
25.11.2020
26. − 28. November 2020 / Vorträge jeweils ab 20:00 Uhr
Grenzthematiken als Gegenstand und Metapher in Politik, Raumforschung, Philosophie, Cultural Studies, Soziologie, Biologie, Psychologie, Kunsttheorie etc. finden ihren Niederschlag bei gesellschaftlich zentralen Fragen zu Identität, Territorium, Geschlecht, Klasse, Nation, Kultur, Gesundheit oder Religion. Grenzen scheinen einerseits heute mehr und mehr zu verschwimmen, gleichzeitig gibt es eine offensichtliche Sehnsucht nach Eindeutigkeit und Zugehörigkeit, die sich äußert in Abgrenzungs– und Ausgrenzungsthematiken.
In meinem Videobeitrag spreche ich mit Spyridon Koutroufinis u. a. darüber, was wir unter Biophilosophie verstehen und unter welchen Bedingungen Grenzen zu kreativen Prozessen werden.
Die Teilnahme ist nach Anmeldung kostenlos (termine@tanztendenz.de)
24.08.2020
Eine kurze, analytische Fingerübung zu einem eigenwilligen und vitalen Sinn-Begriff, der Georges Canguilhems „Die Erkenntnis des Lebens“ durchzieht und sich für jedes biophilosophische Denken als überaus wertvoll herausstellen dürfte. Nicht nur besteht der Sinn jeder Erkenntnis in deren Einschreibung in das Leben, und zwar als ein das Leben organisierendes Mittel. Vor allem kann der Sinn des Lebens nur in seiner vitalen Interpretation und engen Verbindung mit einer Umwelt verstanden werden, die jeder Organismus erlebend, das heißt aktiv, kreativ und damit fern jeder mechanistischen Reaktionsweise spontan mitgestaltet.
14.05.2020
Es geht in meinem kurzen Kommentar um die Skizze zu einer Idee, den von Hannah Arendt im Sokrates verteidigten Begriff der Pluralität als einen Perspektivismus zu verstehen, der sowohl das politisch-philosophische Denken als auch den politischen Handlungsraum umfassen soll. Ausgangspunkt ist Arendts Intuition, dass die Sokratische Dialektik einen pluralistischen Modus eines dem politischen Handeln nahen Philosophierens darstellt.
09.02.2020
24.2.2020, 19:00 Uhr: Filmabend im Puschkino
KARBID UND SAUERAMPFER (1963) zählt zu den gelungenen Lustspielen aus dem DEFA-Studio für Spielfilme und führte zum Durchbruch von Erwin Geschonneck als Charakterschauspieler. Im Puschkino Halle spreche ich mit Paul Werner Wagner über den schwierigen Stand des Komödien-Genres im DEFA-Studio für Spielfilme und darüber, wie Regisseur Frank Beyer das erste Roadmovie, dessen Handlung im Nachkriegsdeutschland spielt, zum Anlass nahm, um sich in einer breiten Kritik über die damalige ostdeutsche Filmproduktion zu äußern.
Tickets gibt’s vor Ort.
20.12.2019
Die zweite Ausgabe des DEFA-Journals LEUCHTKRAFT ist erschienen und steht auf der Website der DEFA-Stiftung kostenfrei als pdf-Datei zur Verfügung. Darin wirft Klaus-Dieter Felsmann neue Perspektiven auf den DEFA-Kinderfilm und Eduard Schreiber berichtet über den entscheidenden Augenblick seiner Filme. Mit Wolfgang May und Harry Mehner spreche ich über den vergessenen Berliner Filmstandort Johannisthal, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Die Schnittmeisterin Ingeborg Marszalek erzählt mir von der aktuellen Rekonstruktion des vor der Fertigstellung verbotenen Spielfilms FRÄULEIN SCHMETTERLING (Kurt Barthel, 1965/1966). Ralf Schenk setzt sich mit den filmischen „Überläufern“ von der Ufa zur DEFA auseinander und Regisseur Thomas Kuschel reflektiert über das 16-mm-Projekt von Karl Gass. Mit einem Interview von Hiltrud Schulz würdigen wir Professor Barton Byg für seine langjährige Aufarbeitung des DEFA-Filmerbes in den USA.
Vieles mehr zur Geschichte der DEFA, auch welche Filme und Publikationen es im Jahr 2020 geben wird, gibt es zu entdecken.
14.12.2019
19. Preisverleihung der DEFA-Stiftung
Als Moderator gilt mein ganz persönlicher Dank zunächst noch einmal allen, die uns gestern Abend im Publikum und auch vor den Bildschirmen zugesehen haben, natürlich meinem charmanten Kollegen Philip Zengel sowie unseren eloquenten Laudatoren, darunter ein gut gelaunter Dieter Kosslick und eine wirklich warmherzige Ute Freudenberg. Ein herzlichen Glückwunsch all unseren frischgebackenen Preisträgern: Molto Menz, Paul Werner Wagner, Knut Elstermann (Programmpreise), Elwira Niewiera und Piotr Rosolowski (Förderpreis für junges Kino), Marion Rasche (Preis für herausragende Leistungen im deutschen Film) und der oben zitierte, für sein filmkünstlerisches Lebenswerk ausgezeichnete Gojko Mitic.
Dafür, dass Musik auch an einem Galaabend mehr als bloße Unterhaltung ist und zum Weiterdenken anregt, haben Andreas Dresen, Alexander Scheer und Jürgen Ehle mit einigen Gundermann-Liedern gesorgt.
Ihr alle seid unschätzbare, oft kreative Impulsgeber, die das Filmerbe der DEFA fortwährend neu beleben! Zu all dem gehört bei feierlichen Abenden immer viel Heiterkeit, ein bisschen Ironie, aber natürlich auch der Imperativ an einen ernsten, verantwortungsvollen Umgang mit der DDR-Geschichte. Bilder, Infos & Kommentare zur Preisverleihung gibt’s wie immer auf der Website der DEFA-Stiftung.
04.10.2019
8. Wolfener Filmtage vom 23. bis 27.10.2019
Im Rahmen der Filmtage wird am Freitag, den 25.10.2019 um 18:30 Uhr der DEFA-Spielfilm …und deine Liebe auch von Frank Vogel gezeigt. Der Film ist nicht nur der erste, der sich unmittelbar nach der Grenzsicherung am 13. August 1961 mit dem Mauerbau auseinandersetzt, sondern auch eines der interessanten ästhetischen und dramaturgischen Experimente des DEFA-Spielfilmstudios: Die Handlung um zwei ungleiche Brüder und die junge Eva entwickelte sich parallel zu den Dreharbeiten; viele authentische Dokumentations-Sequenzen beobachten heimlich den Berliner Alltag in einer ereignisreichen Zeit. Während Ulli als Kampfgruppenmitglied den Mauerbau als maßgeschneiderter Sozialist für den Frieden in der Welt vorantreibt, sieht Klaus seine Chancen auf Wohlstand und Freiheit schwinden, sein Wunsch nach Flucht aber wird immer größer.
Im Anschluss an den Film lädt mich Kurator Paul Werner Wagner zum Filmgespräch ein.
Hier geht’s zum Programm der 8. Wolfener Filmtage
Broschürenerstellung und -Gestaltung zum Leitbild der Gemeinde
in Berlin-Mitte, die sich für die Pflege des DEFA-Filmerbes als Teil der nationalen Kultur und die Förderung junger Filmemacher einsetzt
in Potsdam-Babelsberg Filmtechnik & Studiodreharbeiten
Abitur-Note: 1,7 mit den Leistungskursfächern Mathematik und Physik, sowie sehr guten Englischkenntnissen und der Zweitfremdsprache Französisch
26.11.2020
Dieser feuilletonistische Kommentar entstand auf der Grundlage eines Gastvortrags an der Universität Vechta am 26. November 2020 im Rahmen eines Einführungs-Seminars »Michel Foucault: Wissen und Macht« (Dr. Manuel Clemens) und ist begleitet von der Frage, ob und wie popkulturelle Erzeugnisse und insbesondere der Film einen Einstieg in die Foucault-Lektüre, u. a. zu Themen wie Macht-Mechanismen, Subjektivierung und Heterotopien begleiten können.
24.08.2020
Eine kurze, analytische Fingerübung zu einem eigenwilligen und vitalen Sinn-Begriff, der Georges Canguilhems „Die Erkenntnis des Lebens“ durchzieht und sich für jedes biophilosophische Denken als überaus wertvoll herausstellen dürfte. Nicht nur besteht der Sinn jeder Erkenntnis in deren Einschreibung in das Leben, und zwar als ein das Leben organisierendes Mittel. Vor allem kann der Sinn des Lebens nur in seiner vitalen Interpretation und engen Verbindung mit einer Umwelt verstanden werden, die jeder Organismus erlebend, das heißt aktiv, kreativ und damit fern jeder mechanistischen Reaktionsweise spontan mitgestaltet.
14.05.2020
Es geht in meinem kurzen Kommentar um die Skizze zu einer Idee, den von Hannah Arendt im Sokrates verteidigten Begriff der Pluralität als einen Perspektivismus zu verstehen, der sowohl das politisch-philosophische Denken als auch den politischen Handlungsraum umfassen soll. Ausgangspunkt ist Arendts Intuition, dass die Sokratische Dialektik einen pluralistischen Modus eines dem politischen Handeln nahen Philosophierens darstellt.
06.06.2018
Die digitale Neubearbeitung der ostdeutsch-französischen Koproduktion DIE HEXEN VON SALEM ist noch bis zum 10.6.2018 in der ARTE-Mediathek zu sehen
Der 1957 unter der Regie von Raymond Rouleau realisierte Film entstand nach dem Drehbuch von Jean-Paul Sartre. Die DEFA-Stiftung konnte zusammen mit ihren Partnern sowohl die französische Fassung, wie auch die um eine halbe Stunde aus kulturpolitischen Gründen gekürzte und damit zensierte Fassung digitalisieren, die damals in den Kinos der DDR anlaufen durfte. Die nun veröffentlichte DVD-Edition mit beiden Fassungen ermöglicht Cineasten und Filmwissenschaftlern einen Einblick in die recht ambivalente Beziehung der beiden Koproduktionspartner und die rigorosen kulturpolitischen Bedenken der SED-Führung in den 1950er-Jahren.
15.03.2017
Was meint die Vorstellung, dass Wissen in sozialen Praktiken konstituiert wird und wie untersucht man die historischen Konstitutionsbedingungen dieses Wissens? Nietzsche und Foucault helfen dabei, diese großen Fragen der Philosophie in eine ganz bestimmte Richtung hin zu präzisieren: Was heißt es, dass es bestimmte Formen des Wahrsprechens oder eines Zugangs zur Wahrheit (Wissensstrategien) gibt, die gesamtgesellschaftliche Relevanz haben, ihren Ursprung aber in einem bestimmbaren und spezifischen Ensemble von Praktiken, etwa den juristischen, haben und nicht ohne deren Eingebettetsein und Durchdrungenwerden von konkreten Abhängigkeits- oder Machtverhältnissen verstanden werden können?
PDF: Wissensstrategien – Foucault und die Philosophie als Politik der Wahrheit
15.03.2017
Sind der Wahnsinnige und der Künstler hervorstechende Agenten an den Rändern unserer epistemischen, rationalen diskursiven Landschaft, innerhalb derer wir uns bewegen? Mit welchen Formen der Sprache und Nicht-Sprache wird dieser Grenzbereich des Diskurses eigentlich besetzt und wirkungsvoll gestaltet? Wie organisiert sich dieser Randbereich? Was sind es eigentlich für Wirkungen, die diese freiwilligen und unfreiwilligen Grenzgänger des Wissens von den Grenzen aus ins Zentrum richten? Anhand von drei Beispielen sollen einige Aspekte dieser Randposition herausgearbeitet werden, die ein gewisses kritisches Potential beherbergen: Diderots Rameaus Neffe erscheint mit der Idee, den Wahnsinn und die Kunst als Möglichkeit zu einer sehr dynamischen Positionierung gegenüber den mechanischen und relativ festen Positionen oder Bahnen des gesellschaftlichen und biologischen Lebens einzunehmen. Nietzsches Gedicht Nur Narr! Nur Dichter! stellt der tristen Rationalität und ihrer ‚Es-ist-der-Fall-dass…‘- Mentalität die farbenfrohe Lüge des närrischen Dichters als erkenntnis- und gesellschaftskritisches Moment gegenüber. Foucaults Ordnung der Dinge zeichnet einen epistemischen Grenzgang von Dichtung und Wahnsinn nach, die beide den Raum des Wissens umschließen und etwa mit Don Quijote auf einen historischen Bruch zwischen zwei Denkstilen verweisen.
15.03.2017
Bei der Frage danach, wie viel Symbolisches in den menschlichen Bezugnahmen implementiert ist, trifft man unter anderem auf eine Debatte, die den Bereich der Wahrnehmung einerseits als durchgängig begrifflich strukturiert ausweist oder ihn andernfalls für (auch) nicht-begriffliche Inhalte reservieren möchte. Fred Dretske gilt als einer der bekannteren Vertreter der zweiten Position mit einigen interessanten Vorschlägen, wie die visuelle Wahrnehmung mit Aspekten bestimmt werden kann, die stark für ihren nicht-epistemischen Charakter sprechen. Derart ‚simpel‘, weisen Prozesse des Sehens demnach vorbegriffliche, nicht kognitiv dominierte Eigenarten auf. Dennoch muss man fragen, in wie weit die Vorstellung eines Simple Seeings als derart einfach verstanden werden kann oder ob es sich nicht doch um eine eigentlich recht komplexe ‚Einfachheit‘ handeln könnte. In diesem Zusammenhang werden Überlegungen wichtig, die von Henri Bergsons Texten inspiriert sind.